„Made in Germany“ ist international ein Gütesiegel für die gute Qualität deutscher Industrieprodukte. „Vor allem der Automotive-Bereich genießt weltweites Ansehen; ein Teil der Wertschöpfung findet vor unserer Haustür statt“, sagte Jennifer Middelkamp von der Regionalgeschäftsführung des Unternehmerverbandes. Sie hatte einen Vor-Ort-Termin bei der Kromberg & Schubert GmbH Cable & Wire – das Unternehmen ist seit fast 30 Jahren Mitglied des Unternehmerverbandes – mit der Rheder Stadtspitze initiiert. „Mit etwa 200 Mitarbeitern ist Kroschu einer der größten Arbeitgeber dieser Stadt – eine wichtige Größe für den Wirtschaftsstandort Rhede.“
„Made in Rhede“ produziert Kroschu Kabel und Leitungen für die Automobilindustrie (z. B. Daten- und Sensorleitungen), speziell für den Bereich E-Mobility (Hochvolt-Kabel und Ladeleitungen) sowie für industrielle Anwendungen (z. B. Medizintechnik, Robotik, Maschinenbau) für die ganze Welt. Welche guten Nachrichten hier für den Wirtschaftsstandort Rhede geschrieben werden, erläuterte die Firmenleitung Mitte Juni im Gespräch inklusive Werksrundgang dem Rheder Bürgermeister Jürgen Bernsmann und der Wirtschaftsförderin Jutta Holthöfer-Büse.
In den aktuellen Corona-Zeiten sind gute Nachrichten aus der Wirtschaft eher nicht an der Tagesordnung. Nachdem es Anfang des Jahres am Standort einen Schadstoff-Verdachtsfall gegeben hat, konnte dieser inzwischen vom Kreis-Umweltamt vollständig entkräftet werden. Die weltweite Corona-Krise hat jedoch auch bei Kroschu ihre Spuren hinterlassen. Das Unternehmen hat momentan mit dem Absatzeinbruch der Automobil-Industrie und der daraus resultierenden Kurzarbeit zu kämpfen.
Dennoch hatte Kroschu-Geschäftsführer Dr. Martin Greiner eine Menge Positives zu berichten: Unsere Rheder Kabel kommen zunehmend in Elektrofahrzeugen zum Einsatz. „Eine Neuentwicklung im Bereich E-Mobility stellt unser KROcharge-Portfolio dar. Dies umfasst neben Ladeleitungen auch die dazugehörigen Ladestecker und Wallboxen.“ Lokale Kooperationen z. B. mit Handwerkern und einer Behindertenwerkstatt fruchten. In den Betrieb am Wiegenkamp wurden in den vergangenen Jahren Millionenbeträge in den Maschinenpark und in die Infrastruktur investiert. Neben dem Automotive-Business, baut man verstärkt Absatzmärkte im industriellen Sektor auf. Und jüngst wurde das firmeneigene Labor auch für externe Prüfungen rund um Kunststoff akkreditiert.
„Wer BMW, Daimler, Audi oder VW fährt, der fährt auch mit Kabeln made in Rhede“, berichtete der Kroschu-Geschäftsführer dem Bürgermeister. Schon jetzt seien durchschnittlich vier Kilometer Kabel in einem PKW verbaut, Tendenz steigend. Zudem wachsen die Anforderungen an die Leitungen, wie Vertriebsleiterin Dr. Anne Bremer ergänzte: „Wenn wir über autonomes Fahren sprechen, brauchen wir Kabel, die im Gigabit-Bereich Daten übertragen. Diese entwickeln wir derzeit.“ Eine andere Spezifikation hingegen bräuchten Hochvolt-Kabel in Elektrofahrzeugen, die bis zu 200 Grad hitzebeständig sein müssen. „Unterschiedliche klimatische Bedingungen sowie Temperaturbereiche zwischen +200 und -50 Grad Celsius, erproben wir in unserem firmeneigenen, akkreditierten Labor“, berichtete Dr. Greiner. „Mit diesem reihen wir uns hier in Rhede in die exklusive Reihe der wenigen akkreditierten, hochspezialisierten Labore in ganz Deutschland ein“.
Kein neues, aber ein stark wachsendes Geschäftsfeld für das Rheder Unternehmen ist die Elektromobilität: Bereits seit 15 Jahren liefere Kroschu an entsprechende Hersteller. Neu seien Kabel außerhalb des Fahrzeuges, wie Dr. Anne Bremer erläuterte: „Die Corona-Krise hat unser Projekt KROcharge beschleunigt und weiter vorangetrieben. Jetzt suchen wir Partner aus der Region, mit denen wir das Thema gemeinsam ausrollen.“
Bürgermeister Jürgen Bernsmann begrüßte den Austausch: „Seit Einführung des Wirtschaftsdialogs im Jahr 2016 haben wir auf diese Weise schon sehr viele Rheder Unternehmen besucht und uns im Rahmen von Betriebsbesichtigungen über den Leistungsumfang und die Leistungsfähigkeit der Betriebe informiert. Ich bin immer wieder begeistert über das häufig auch weltweite Engagement der Unternehmen.“ Auf den PCB-Verdachtsfall angesprochen berichtete der Bürgermeister, dass viele Rheder Bürger sorgenvoll auf ihn zugekommen seien. „Wir sind deshalb froh, dass das Unternehmen so offen und transparent mit diesem Verdachtsfall umgegangen ist und zusätzliche Sicherungsvorkehrungen getroffen hat.“
Kroschu-Geschäftsführer Dr. Martin Greiner ergänzte: „„Alle Messungen waren unter den Grenzwerten, trotzdem haben wir nun noch zusätzliche Filter einbauen lassen.“ Eine sofortige Produktionsumstellung auf einen anderen Silikonvernetzer sei nicht realisierbar, wie Greiner verdeutlichte: „Wer in die Automobilindustrie Produkte verkaufen möchte, benötigt verschiedenste Zertifikate und Gutachten. Die Prüf- und Anwendungszyklen für jedes einzelne Material können sich sehr langwierig gestalten und sind mit hohen Kosten verbunden. Diese finanziellen Vorleistungen des Unternehmens implizieren dabei aber noch kein Liefergeschäft. Nichtsdestotrotz arbeiten wir gemeinsam mit unseren Kunden und Lieferanten an möglichen Alternativen.“